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„Projekt Aktives Schreiben“ mit Chamisso-Preisträger Michael Stavaric

Mithilfe der freundlichen Förderung und Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung (Anlass: 30 Jahre Chamisso-Preis), der Vermittlung durch die Koordinatorin des ifc (=internationales forschungszentrum chamisso-literatur an der lmu) Frau Marianne Voellmin und unter Betreuung des Doktoranden Tobias Schickhaus von der Ludwig-Maximilian-Universität München war es möglich, am Dienstag, den 11.03.2014, den Chamisso-Preisträger des Jahres 2012, Michael Stavarič, an die FOSBOS Bad Tölz zu holen.

Harald Wipplinger, Michael Stavaric

Mit diesem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert-Bosch-Stiftung herausragende Autoren, deren Werk von einem Sprach- und Kulturwechsel geprägt ist. Im Falle von Michael Stavarič, der 1972 in Brünn, also in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren ist, bedeutete dies 1979 den Wechsel mit seiner Familie ins deutschsprachige Österreich. In Laa an der Thaya legte er das Abitur ab und studierte danach an der Universität Wien Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaft. Bevor er hauptberuflich Schriftsteller wurde, arbeitete er für den Präsidenten des Internationalen P.E.N-Klubs und als Sekretär des tschechischen Botschafters.

Vor den Schülern der Klasse F12CW las Herr Stavarič aus einigen seiner Werke vor, damit die Schüler einen ersten Eindruck von der Bandbreite seiner Schreibstile bekamen. Dabei zeigte er ihnen z.B. auf, welche Bedeutung schon Klang und Rhythmus für die Wirkung eines Textes haben, z.B. mit dem tschechischen Satz, der auf dem Foto an der Tafel zu lesen ist – ein Satz mit Wörtern, die ohne jeglichen Vokal auskommen. Danach gab es ein Frage/Anwort-Spiel, in dem der Autor vieles aus seinem Schriftstellerleben verraten hat. Dass man z.B. durchaus von diesem Beruf leben kann, auch wenn der Autor vom Preis eines gebundenen Buches nur 8–10% abbekommt, da ja auch noch der Verlag, der Lektor, der Korrektor, die Druckerei, der Buchhandel, bei Kinderbüchern die Illustratoren usw. ihren Anteil erhalten. Ein gutes Beibrot liefern Literatur-Preise, wie etwa der Chamisso- Preis mit einer Dotierung von 15 000 Euro. Für die etwa hundert Lesungen in Buchhandlungen oder Volkshochschulen bekomme er jeweils ca. 500 Euro. Ferner verfasse er auch noch Beiträge für Zeitschriften oder für Anthologien. Die Schüler waren beruhigt, als er zugab, dass er im Deutschunterricht nicht zu den Einserschülern gehört habe. Er sei überhaupt der Meinung, dass Begabung nur einen Anteil von 10 Prozent habe und die restlichen 90 Prozent Handwerksleistung seien. Auch er habe lernen müssen, wie man bei einer Handlung einen Spannungsbogen aufbaut, wie man erzähltechnische Mittel wie Erzählperspektive, Raum- und Zeitgestaltung oder die Charaktergestaltung der Romanfiguren nutzt, um den Leser für sich und die Geschichten zu gewinnen. Abschließend gab er den Schülerinnen und Schülern noch Schreibtipps und ließ sie dann selbst Zeilen und Kurztexte in Form des aktiven Schreibens verfassen und vorlesen. Mit viel Applaus und kleinen Geschenken wurden die beiden Besucher dann verabschiedet.